Apotheken-Betrieb: Analyse des Wareneinsatzes
Stand: 26. September 2019
Der Wareneinsatz ist in Apotheken die mit Abstand größte Kostenposition. In Zeiten sinkender Deckungsbeiträge ist die laufende Analyse des Wareneinsatzes daher ein wichtiges Tool, um das Ergebnis zu optimieren. Ein Vergleich zwischen Apotheken ist aufgrund der immer unterschiedlicheren Strukturen (z.B. Heim- oder Firmenbelieferung, Gemeinschaftseinkäufe, etc.) zunehmend schwierig, weshalb insbesondere ein betriebsinterner Vergleich im Zeitablauf wesentliche Informationen geben kann.
Was sind die wesentlichen Einflussfaktoren für die Höhe des Wareneinsatzes?
- Das Verhältnis zwischen Privat– und Krankenkassenumsatz: Je höher der Anteil der Krankenkassenumsätze, desto höher ist auch der anteilige Wareneinsatz.
- Struktur innerhalb des Privat- und Krankenkassenumsatzes: Ein entscheidender Faktor ist auch die Verteilung des Krankenkassenumsatzes auf die einzelnen Margengruppen sowie beim Privatumsatz die Aufteilung auf die einzelnen Artikelgruppen mit oft sehr unterschiedlichen Rohaufschlägen.
- Ausmaß der Hochpreisumsätze: Der Anteil der Hochpreisumsätze innerhalb des Krankenkassenumsatzes hat naturgemäß wesentlichen Anteil auf die Höhe des Wareneinsatzes. In Folge der deutlichen Zunahme der Hochpreisumsätze in den meisten Apotheken ist eine damit verbundene laufende Erhöhung des Wareneinsatzes zu beobachten.
- Preisbildung im Privatumsatzbereich: Wie erfolgt die Zusammensetzung im OTC-Bereich (Beachtung der Deckungsbeiträge) und wie weit wird das Preisband im OTC-Bereich ausgenutzt?
- Konditionen des Großhandels: Da der Großhandel rund 70-80 % des Gesamteinkaufes ausmacht (auch abhängig vom Anteil, der nicht über den Großhandel gelieferten Hochpreisartikel), spielen neben den reinen Konditionen auch der Umgang mit Retouren, Anzahl der täglichen Belieferungen und die Lieferfähigkeit eine wirtschaftliche Rolle.
- Ausmaß des Direkteinkaufs: Ein steigender Anteil des Direkteinkaufs hat grundsätzlich auch eine Verbesserung des Deckungsbeitrages und eine Verringerung des Wareneinsatzes zur Folge. Zu beachten ist allerdings, ob der höhere Deckungsbeitrag auch die mit dem Direkteinkauf verbundenen höheren Personalkosten abdeckt.
An welchen Schrauben kann bei der Höhe des Wareneinsatzes gedreht werden?
- Sind die „Spannenkiller“ bekannt, das sind z.B. Produkte mit einer Spanne unter 25%?
- Ist der hinterlegte Lagerbestand pro Produkt (noch) sinnvoll?
- Wird die Liste der „Penner“ (Produkte, die sich nur 1-2 x pro Jahr drehen) regelmäßig überprüft?
- Sind die Konditionen (Bar- oder Naturalrabatt, Zahlungsziel, Skonto,…) für die wesentlichen Lieferanten bekannt?
- Ermittlung des zeitlichen Aufwandes für den Prozess des Wareneinkaufs (Verhandlungen, Angebotssuche, Ermittlung des Bestellbedarfs, Empfang, Einlagerung, Rechnungsprüfung)
Wie in jeder Branche macht es auch im Apothekenbetrieb Sinn, sich laufend mit der Optimierung der betriebswirtschaftlichen Situation auseinanderzusetzen und dabei innerbetriebliche Entwicklungen, aber auch Erfahrungswerte in der Branche zu berücksichtigen.
Stand: 26.9.2019 | Autor: Andreas Sobotka | LBG
Artikel erscheint in der "Pharmaceutical Tribune" am 9.10.2019
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